Weinprämierungen- - Sinn oder Unsinn?

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Der Blaufränkisch Spitzberger 2017 von Dorli Muhr erhielt vom amerikanischen Wine Spectator 94 Punkte und damit die höchste Punktezahl, die je ein österreichischer Wein erhalten hat. Das ist großartig und ein sehr schönes Ergebnis. Wenn ich jedoch in einer anderen Meldung lese, dass dieser Wein „sämtliche Blaufränkisch-Weine des Burgenlandes schlug“, muss ich schon ein wenig die Stirn runzeln. SÄMTLICHE Weine des Burgenlandes? Nun, das kann so nicht festgestellt werden. Wie viele Weine wurden denn bei dieser Verkostung tatsächlich verkostet? Doch nicht alle Blaufränkisch die Österreich erzeugt! ;-) In dieser Verkostung wurden österreichische Rotweine, welche in Amerika erhältlich sind getestet.

Das bringt mich zum eigentlichen Punkt: Medaillenflut!

90  Parker Punkte – 95 Falstaff Punkte – Gold bei Austrian Wine Challenge, Silber bei Berlin Trophy –- Gold bei International organic wine award

Was bedeutet das für den jeweiligen Wein?

Es gibt weltweit unzählige Wettbewerbe, Verkostungen, Auszeichnungen. Den Überblick darüber zu bewahren ist schier unmöglich. So stolz jeder Winzer über eine Auszeichnung sein kann, aber es gibt auch eine Reihe an kritischen Fragen.

 Einer der Hauptkritikpunkte ist wohl die Tatsache, dass viele Spitzenerzeuger an solchen Wettbewerben aus Prinzip nicht teilnehmen, da sie ohnedies einen ausgezeichneten Ruf haben, z.B. Chateau Mouton-Rothschild, Chateau Cheval Blanc oder Chateau d’Yquem. Andere Spitzenerzeuger fürchten um ihren guten Ruf, wenn sie eventuell bei einem Wettbewerb ein schlechtes bzw. nicht zufriedenstellendes Ergebnis erzielen. Auch beteiligen sich angesehene Weinerzeuger die nur geringe Mengen erzeugen eher nicht an solchen Weinwettbewerben.

Das bedeutet, dass bei einem Weinwettbewerb die Gewinner zwar die besten aus der Menge der teilnehmenden Weine sind, jedoch nicht zwangsläufig die besten Weine einer Region, einer Sorte, etc. sind. Es sind keine Europa- oder Weltmeisterschaften bei denen alle jeweiligen Produzenten teilnehmen.

Kritik gibt es auch in Bezug auf die Transparenz der Bewertungskriterien und oft werden auch Verkostungen nicht verdeckt durchgeführt, dadurch nimmt die Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit der Ergebnisse ab. Und wie sieht es mit den Juroren aus? Wie viele Juroren sind es, welche Befähigung weisen sie auf?
 
Es gibt generell keine weltweit festgesetzten Standards betreffend Art und  Durchführung von Weinwettbewerben.

Weiters anzumerken ist, dass sich vor allem kleinere Erzeuger eine Teilnahme an großen internationalen Wettbewerben finanziell nicht leisten können, weil bei fast jedem Wettbewerb Einreichungsgebühren zu entrichten sind.


Fazit

Meines Erachtens sind Weinwettbewerbe eine ausgezeichnete Möglichkeit für junge Winzer ihr Können unter Beweis zu stellen und auch von einer breiteren Käuferschicht wahrgenommen zu werden.

Für den durchschnittlichen Weinkonsumenten ist es eine zusätzliche Orientierungshilfe und auch eine Art von Qualitätssiegel.

Jedoch sollten Weine mit Prämierungen nicht überbewertet werden. Es sind die besten Weine aus den eingereichten Weinen, aber nicht zwangsläufig die besten ihrer Sorten, weil eben nicht die Gesamtheit der am Markt befindlichen Weine herangezogen werden kann.