Mysterium Uhudler

Rabiatperle, Heckenklescher, Haustrunk oder als „Einer der Besten“ ausgezeichneter Wein? Der Uhudler hat eine lange Geschichte voll Tradition hinter sich.

Die 1860 aus Amerika eingeschleppte Reblaus erreichte zuerst Frankreich und dann sukzessive ganz Europa. Sie verursachte katastrophale Schäden und ganze Weinbaugebiete wurden zerstört. Im Zuge der verschiedenen Maßnahmen zur Reblausbekämpfung wurden auch amerikanische Rebsorten gepflanzt, die sogenannten Direktträger bzw. Hybridreben. Dieser Direktträgerwein entsprach dem gewohnten europäischen Geschmack oft so ganz und gar nicht. Erst die Einführung des Veredelns zu Beginn des 20.Jahrhunderts konnte diesem widrigen Umstand Abhilfe verschaffen. Dabei dient die Amerikarebe als reblausresistente Unterlage und die europäischen Edelreben bilden den früchtetragenden Teil des Rebstocks.

Vor allem im Südburgenland und der Steiermark gediehen die amerikanischen Hybridreben sehr gut. Die ersten unveredelten Rebsorten hießen Concord, Noah, Isabella, später gesellten sich auch Delaware, Ripatella und andere hinzu. Die Bezeichnung Uhudler entstand Ende 1950 im Südburgenland.

Das Schicksal des Uhudler ist schwergebeutelt. In den 20er Jahren des 19. Jhdt. kam er in den Verruf, aufgrund eines hohen Anteils an Methanol und Fuselölen gesundheitsschädlich zu sein. 1936 folgte ein Auspflanzungsverbot. Nach dem 2. Weltkrieg mussten 25 % der Rebflächen gerodet werden. Anfang der 1960er Jahre gab es ein Verkaufsverbot für den Uhudler und eine Beschränkung auf den sogenannten „Haustrunk“. 1985 wurde der Uhudler sogar gänzlich verboten.

Erst 1987 begann es wieder aufwärts zu gehen, als der „Verein der Freunde des Uhudlers“ es sich zum Ziel setzte, den Uhudler wieder in Verkehr zu bringen, was ihm auch gelang. 1992 wurde der Uhudler in das österreichische Weingesetz aufgenommen und durfte wieder verkauft werden. Von den ursprünglich sieben gesetzlich festgelegten Direktsorten sind es seit dem Inkrafttreten der EU-Sortenverordnung nur mehr vier, nämlich die beiden roten Sorten Ripatella und Concordia und die beiden weißen Delaware und Elvira. Dies ist jedoch nur eine vorrübergehende gesetzliche Bestimmung, die 2030 ausläuft. Sollten die Rebsorten nicht mehr für die Weinerzeugung zugelassen werden, so ist geplant, den Uhudler als Obstwein zu definieren, was übrigens jetzt schon geschieht: Isabella Trauben werden zu einem Obstwein verarbeitet. Es handelt sich nur um eine gesetzliche Spitzfindigkeit, denn das Produkt ist dasselbe, lediglich die Bezeichnung hat sich geändert.

Uhudler ist ein Tafelwein, eine geschützte Herkunftsbezeichnung gibt es für ihn zwar nicht, aber es ist im österreichischen Weingesetz verankert, dass die Bezeichnung Uhudler auf das Burgenland beschränkt ist, wobei der Großteil aus dem Südburgenland von den Gemeinden Güssing und Jennersdorf stammt.

Unverkennbar in Farbe und Geschmack: Typisch für den Uhudler ist sein sogenannter Fox-Ton, eine intensive Note nach Walderdbeeren. Die roten Rebsorten sind in der Farbe sehr hell, gleichen eher einem Roséwein als einem Rotwein. Das liegt daran, dass im Gegensatz zu einem herkömmlichen Rotwein der Uhudler OHNE Schale vergoren wird. Die Maischestandzeit beträgt nur 1-2 Tage, bevor abgepresst und vergoren wird.

Viele Winzer rund um die Region Güssing sind Mitglieder des „Vereins der Freunde des Uhudlers“ und vermarkten auch unter der geschützten Wortbildmarke mit dem Tonkrug (Plutzer-Logo). Dieser Verein prüft die Reintönigkeit sowie Sauberkeit, d.h. es wird auf Fehlerfreiheit geachtet Dies bedeutet aber nicht, dass all diese Weine auf demselben Qualitätslevel liegen. Auch können Winzer, deren Flaschen individuelle Etiketten tragen, qualitativ gleich- oder höherwertige Weine produzieren.

Anstatt der Verwendung eines einheitlichen Etiketts, bei der der Winzer völlig in den Hintergrund gedrängt wird (sein Name ist nur seitlich am Etikett vertreten), wäre eine einheitliche Flaschenprägung - wie es die steirischen Winzer praktizieren - überlegenswert.