Der Begriff «PiWi», der für pilzwiderstandsfähige Rebsorten steht, erhält in der Weinwelt nach und nach mehr Gewicht. So versprechen die PiWi-Sorten eine nachhaltigere und umweltschonendere Weinerzeugung, was sich gerade auch in Anbetracht der klimatischen Veränderungen und Herausforderungen vermehrt anzubieten scheint.

Es wäre historisch jedoch falsch, wenn man den Begriff «PiWi» als Zeitgeistphänomen verstehen würde. Immerhin wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts die Züchtung der PiWi-Sorten gefördert. Als ab den 1860er unterschiedliche Rebkrankheiten aus Amerika nach Europa eingeschleppt wurden, führte dies zu einer regelrechten Weinbaukrise. Da die einheimischen Reben aufgrund ihrer fehlenden Abwehrkräfte völlig überfordert waren, begannen Züchter gezielt Sorten zu kreuzen, welche die Attribute «Widerstandsfähigkeit» und «Weinqualität» verbinden sollten. Und tatsächlich haben sich die PiWi-Sorten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch zu etablieren begonnen.

1958 wurden in Frankreich immerhin 30% der gesamten Rebfläche mit pilzresistenten Sorten kultiviert. Dies rief jedoch auch Widerstand seitens der Weintraditionalisten hervor, was sich konkret darin zeigte, dass die PiWi-Sorten von den Klassifikationssysteme ausgeschlossen wurden. Den PiWi-Sorten wurde also quasi ein Dornröschenschlaf zwangsverschrieben.

Heute ist aber – nicht zuletzt wegen den zunehmenden meteorologischen Veränderungen – eine Renaissance der pilzwiderstandsfähigen Rebsorten feststellbar.
So hat die traditionsbewusste AOP Champagne als erste französische Appellation Ende 2022 mit Voltis eine weiße PiWi-Rebsorte zugelassen. Vorreiterstellung nimmt Deutschland mit 83 zugelassenen PiWi-Sorten ein. Auch in Italien sind bereits 37 Sorten registriert.

In Österreich ist die Situation etwas verhaltener. 2021 entfielen 7% der angebauten Rebfläche auf PiWi-Rebsorten. Insgesamt sind derzeit (2023) etwa 5 PiWi-Rebsorten für Qualitätsweine zugelassen: Souvignier gris, Blütenmuskateller, Muscaris, Rathay, Rösler. Für sogenannte Rebsortenweine (Weine aus Österreich, aber mit zulässiger Angabe von Rebsorte und Jahrgang) sind Regent, Bronner, Cabernet Blanc, Cabernet Jura, Donauriesling, Donauveltliner, Johanniter, Pinot Nova und Solaris zugelassen.

Zusammenfassend kann festgehalten werden: PiWi-Rebsorten sind zwar pilzresistenter, werden immer mehr Bedeutung in der Zukunft haben, aber auch sie benötigen Pflanzenschutz, jedoch in einem moderaterem Ausmaß.